Die Firma will, der Schulabsolvent will – aber die Regeln wollen es nicht zulassen, dass ein Ausbildungsverhältnis zustande kommt. Die Firma Brückner Büro-Systeme aus Neumünster möchte gerne den 21-jährigen Dennis Kapischke ausbilden. Doch die Regularien der Handwerkskammer sprechen dagegen. Denn der betreffende Meister hat den Betrieb verlassen. Einem Altgesellen fehlen einige Monate Berufserfahrung. Nun suchen die Beteiligten nach einer Lösung – doch die Zeit drängt immer mehr: Denn bald beginnt die Berufsschule.
Es ist der Wunschjob von Dennis Kapischke
Dennis Kapischke machte 2023 seine Fachhochschulreife an der Walther-Lehmkuhl-Schule. Aktuell macht er eine von der Arbeitsagentur vermittelte Einstiegsqualifizierungsmaßnahme (EQ) in der Firma Brückner Büro-Systeme. Seit April ist Kapischke im Unternehmen – und da möchte er auch gerne bleiben. Es soll die Ausbildung zum Informationselektroniker Fachrichtung Geräte-, Informations- und Bürosystemtechnik sein. Es ist sein Wunschjob: „Ich habe mich privat auch schon immer dafür interessiert und zu Hause PCs gebaut“, sagt er. Das Hobby zum Beruf zu machen, macht offensichtlich Sinn. Bei der Firma Brückner ist man voll des Lobes: „Wenn man ihm etwas zeigt, versteht er es schnell. Er bringt ein Grundinteresse mit und arbeitet auch selbstständig”, sagt Dominik Tunnat. Der Abteilungsleiter des technischen Kundendienstes weiß, wovon er spricht. Er selbst war unter den Informationselektronikern Landessieger und bundesweit Drittbester.
Firma Brückner: Ausbildung von mehr als 50 Azubis
Stolz ist Geschäftsführer Wolfgang Brückner über die Historie seines Unternehmens als Ausbilder: „Unsere Firma hat mehr als 50 Azubis ausgebildet – erfolgreich.“ Dennis Kapischke wäre also einer von vielen Auszubildenden. Wäre. Denn die zuständige Handwerkskammer Lübeck erteilt einem Ausbildungsverhältnis eine Absage. Das Problem: Aus der Firma Brückner ist kein Mitarbeiter als Ausbilder bei der Handwerkskammer eingetragen, seitdem im Vorjahr ein Meister das Unternehmen am Schleusberg verlassen hat.
Dem Altgesellen fehlen 15 Monate Erfahrung
Altgeselle Tunnat, seit 2015 bei Brückner, verfügt zwar über einen Ausbilderschein (Ada-Schein), doch weder dieser noch die herausragenden Leistungen des Abteilungsleiters reichen: Dem 25-Jährigen fehlen 15 Monate Berufserfahrung. Stefan Lamp-Greve, Abteilungsleiter Handwerksrolle bei der Kammer in Lübeck, verweist darauf, dass es eine Eintragung der Qualifizierung nicht ohne Grund gibt: „Wir kommen an den Gesetzen nicht vorbei. Was hat ein junger Mensch davon, wenn ihn keiner richtig ausbilden kann.“ Ferner ersetze ein Ada-Schein nicht die praktischen und theoretischen Kenntnisse. Er weise lediglich pädagogische Fertigkeiten nach. Die wohl einzige verbliebene Möglichkeit ist, dass Geschäftsführer Brückner eine fachliche Überprüfung macht. Dabei müsste der 60-Jährige gegenüber einem Ausschuss mit Personen, die selbst über die fachliche Qualifikation verfügen, seine Expertise nachweisen. Da es einen entsprechenden Ausschuss jedoch in Lübeck nicht gibt, übergab die Lübecker Kammer den Vorgang an die Handwerkskammer in Flensburg.
Kein Termin für die fachliche Überprüfung
Doch bisher hat Wolfgang Brückner keine Informationen über das Wann und Wie der fachlichen Überprüfung. Auf Nachfrage habe die Handwerkskammer Flensburg mitgeteilt, dass nicht absehbar wäre, wann eine Prüfung möglich sei. Für Brückner ist das alles unverständlich: „Wir haben Fachkräftemangel und sind froh, Herrn Kapischke bekommen zu haben. Doch nun haben wir das Gefühl, in der Willkür der Bürokraten gelandet zu sein.“ Dabei dränge doch die Zeit, weil das Ausbildungsjahr eigentlich schon begonnen habe und zeitnah die Berufsschule beginnt. Für eine Lösung bleibt nicht mehr viel Zeit.
